Hohes volkswirtschaftliches Bildungsniveau führt zu prosperierender Wirtschaft. Wie stark diese Glaubensvorstellung vor allem in den westlichen Gesellschaften verwurzelt ist! Und die gesamte Entwicklungspolitik basiert sogar darauf: Erstmal die Bildung anstoßen, dann wird die Wirtschaft schon folgen. Irgendwie klingt die These ja auch logisch. Ich stimme ihr trotzdem nicht zu. Wie wäre es mit dieser Gegenthese?: Eine prosperierende Wirtschaft erlaubt es der Gesellschaft, mehr Geld in Bildung zu investieren. Die wirklich wichtige Frage ist hier nämlich, was denn wirklich zuerst kommt – die florierende Wirtschaft oder die hohe Bildung?
Das alte Rom hatte erst eine funktionierende Wasserversorgung, bevor Schulen und Akademien wie Pilze aus dem Boden schossen. Länder wie Korea und Malaysia wurden erst reich, bevor sie anfingen, Universitäten zu gründen. Aktuell ist dieselbe Tendenz auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu beobachten. In vielen Ländern Zentralafrikas sieht es dagegen eher düster aus. Obwohl dort Millionen für Bildungssysteme ausgegeben wurden – natürlich in der Hoffnung, dadurch die Wirtschaft anzukurbeln – steht diese teilweise schlechter da als vorher. Und die nagelneuen Schulgebäude verfallen, weil sich wegen der allgegenwärtigen Armut niemand um sie kümmern kann.